News

Das C2DH feiert sein 5-jähriges Bestehen

  • Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History (C2DH)
    Universität / Zentralverwaltung und Rektorat
    27 Mai 2022
  • Kategorie
    Forschung, Universität
  • Thema
    Geisteswissenschaften

Am 25. Mai 2022 feierte die Universität Luxemburg offiziell das 5-jährige Bestehen ihres dritten interdisziplinären Forschungszentrums, des Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History (C²DH).

Die Mission des Zentrums, wie von seinem Direktor Prof. Andreas Fickers erklärt, konzentriert sich auf die Geschichte Luxemburgs und Europas, besteht aber auch darin, die Spannungen, Herausforderungen und natürlich die Möglichkeiten und Chancen zu reflektieren, die digitale Werkzeuge und Methoden für die Geschichtspraxis im 21. Jahrhundert bieten. Eine Praxis, die weitgehend durch eine Hybridität gekennzeichnet ist, die etablierte wissenschaftliche und disziplinäre Traditionen sowie heuristisches Ausprobieren und empirisches Experimentieren mit neuen Technologien und digitalen Methoden vermischt.

„Die Geschichte kann uns sicherlich viel lehren, zum Beispiel, dass Geschichte seit langem für politische, ideologische oder kriegerische Zwecke missbraucht und instrumentalisiert wird. Weder Historiker noch historische Forschung werden dies jemals verhindern können, aber es ist unsere Aufgabe, die fortwährende Herstellung, Wiederverwertung und Verbreitung historischer Mythen und Legenden in der Öffentlichkeit zu thematisieren und zu dekonstruieren. Die größte Herausforderung für das C²DH und im Allgemeinen für die zeitgeschichtliche Forschung in Luxemburg, ist heute der Zugang zu den Quellen. Eine Revision des Archivgesetzes, die derzeit dank der Initiative der Kulturministerin Sam Tanson evaluiert wird, ist daher von entscheidender Bedeutung.“

Prof. Stéphane Pallage, Rektor der Universität Luxemburg, unterstrich während seiner Ansprache: „Es gibt nicht immer die eine Geschichte. Ohne sie sind wir nichts. Wie auch immer sie ist, es ist wichtig, sie niemals zum Schweigen zu bringen. Manchmal ist sie störend oder lässt uns an uns selbst zweifeln. Das C²DH lässt uns der Geschichte ins Gesicht sehen.“

Im Bereich der luxemburgischen Zeitgeschichte interessiert sich das C²DH insbesondere für die beiden Weltkriege und für Themen wie die Besetzung des Landes, den Widerstand und die Kollaboration, die die Debatte um die nationale Identität Luxemburgs geprägt haben (Warlux, iWalk, Digital Holocaust Memorial in Luxembourg usw.). Der Übergang von der Stahlindustrie zu einer von Dienstleistungen geprägten Wirtschaft, einschließlich Finanzen und audiovisuellen Medien (Letterbox, Finlux-Seminare etc.) gehören ebenso zu den Forschungsschwerpunkten wie das Phänomen der Migration und der aus Wirtschaftswachstum und europäischem Aufbau resultierende Multikulturalismus (Foreign workforce in the Minett, Memorecord, Russian migration in Luxembourg usw.). Neben seinen zahlreichen Veröffentlichungen hat das Zentrum mehrere frei zugängliche virtuelle Ausstellungen und Dokumentationen produziert (Erster Weltkrieg, Geschichte der Luxemburger Post, Geschichte von BNP-Paribas, Geschichte Ostbelgiens, Populärkultur in Europa in den 60er Jahren [Popkult60], A Colônia Luxemburguesa usw. Ein wichtiges Projekt wurde den luxemburgischen Legionären gewidmet und umfasste, unter anderem, eine Ausstellung im Musée Dräi Eechelen.

Die Veranstaltungsreihe Forum Z stellt einen bürgernahen Ansatz zur Geschichte dar. Sie widmet sich Themen, die im Zusammenhang mit Geschichte oder digitalen Technologien stehen, und versucht sowohl die Forschungsarbeit mit einem breiten Publikum zu teilen, als auch die Bürger in methodische Überlegungen einzubeziehen. Großprojekte wie REMIX (Esch2022) und HistorEsch binden die Öffentlichkeit in Forschungsaktivitäten und Ergebnisdefinitionen ein.

Die aktuellen Herausforderungen, vor denen Europa steht, seien sie politischer (Brexit, Aufstieg des Nationalismus), sozialer (Migrationsbewegungen, Achtung der Menschenrechte) oder gesundheitlicher Natur (COVID-19), bewegen uns dazu, die europäische Geschichte in ihrer Komplexität, ihren Zusammenhängen, ihren Brüchen und Paradoxien zu betrachten. Das Zentrum interessiert sich für die Institutionalisierung Europas, seine Erinnerungen, seine Anfechtungen, seine Medien und Experten und erforscht diese in Bezug auf Netzwerke in einem Ansatz, der auf der digitalen Geschichte basiert mit Projekten wie AWAC2 (Analyzing Web Archives of the COVID Crisis through the IIPC Novel Coronavirus dataset) oder WARCnet (Web Archives Studies Network Researching Web Domains).

Im Bereich der digitalen Geschichte ist das C²DH heute weltweit eines der aktivsten Zentren und zählt mehrere internationale Großprojekte wie Impresso, Tropy oder LuxTIME sowie zahlreiche europäische und transatlantische Kooperationen, insbesondere mit der George Mason University und der Universität Kaliforniens. Sean Takats, ein international renommierter amerikanischer Experte vom Roy Rosenzweig Center for History and New Media, kam 2019 dank eines FNR PEARL-Lehrstuhls zum Zentrum, wo er den Digital History Advanced Research Projects Accelerator (DHARPA) leitet.

Das C²DH hat eine intensive Kooperation mit dem Wissenschaftsverlag De Guyter Oldenbourg aufgebaut, mit dem es drei Publikationsreihen herausgibt und die zur Entstehung des Journal of Digital History geführt hat, einer in Methodik und angewandten Technik innovativen Zeitschrift.

Das C²DH engagiert sich auch im Wissensaustausch und in der Bildung. Folgend auf die erste Doktorandenschule (DTU Digital Humanities and Historiography) wird ab Herbst 2022 die neue Doctoral Training Unit „Deep Data Science of Digital History“ (D4H) junge Promovierende willkommen heißen.

Das C²DH ist von 39 Mitarbeitern im Jahr 2017 auf 120 Mitarbeiter mit 32 Doktoranden und 20 Postdocs im Jahr 2022 herangewachsen. Das Zentrum führt derzeit fast 100 Forschungsprojekte und etwa fünfzig öffentliche Konferenzen pro Jahr durch. Der Anteil der Drittmittel nimmt weiter zu und macht derzeit 35% des gesamten C²DH -Budgets aus. Das Zentrum erhielt kürzlich eine beträchtliche Schenkung von der Andrew W. Mellon Foundation, dem größten Kunst- und Geistesförderer in den Vereinigten Staaten. Im Jahr 2021 spiegelte sich die Anerkennung des Fonds National de la Recherche in zwei FNR-Awards wider: dem „Outstanding promotion of Science to the Public Award“ und dem „Outstanding Mentor Award“.

Das Zentrum experimentiert ständig mit neuen Werkzeugen und neuen Methoden der Forschung und des Wissenstransfers. Entdecken Sie mehr in der Reihe „Fünf Jahre C²DH – Fünf Wege, innovativ zu sein und Geschichte zu teilen“:

Für weitere Informationen zu allen Projekten und Aktivitäten des C²DH laden wir Sie ein, die Webseite sowie die Tätigkeitsberichte 20172018201920202021 des Zentrums zu besuchen.

© Universität Luxemburg