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Popkult60: die europäische Popkultur in den 1960er-Jahren

  • Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History (C2DH)
    Universität / Zentralverwaltung und Rektorat
    24 Januar 2018
  • Kategorie
    Forschung, Universität
  • Thema
    Geisteswissenschaften

Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe aus Mitarbeitern des Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History (C²DH), des Historischen Instituts der Universität Luxemburg und der Universität des Saarlandes untersucht, inwieweit die Popkultur in Europa in den 1960er-Jahren von Einflüssen aus anderen europäischen Ländern geprägt wurde.

Das deutsch-luxemburgische Projekt mit einer Laufzeit von drei Jahren wird von dem Fonds National de la Recherche Luxembourg und ihrem deutschen Pendant, der Deutschen Forschungsgemeinschaft, mit zwei Millionen Euro gefördert. Die Forschergruppe besteht aus drei Professoren der Universität des Saarlandes – Prof. Dr. Dietmar Hüser als Gruppensprecher, Prof. Dr. Clemens Zimmerman und Prof. Dr. Christoph Vatter – und drei Professoren der Universität Luxemburg (Prof. Dr. Andreas Fickers, Prof. Dr. Sonja Kmec und Prof. Dr. Benoît Majerus). Dank der Fördergelder können sieben Doktorandenstellen geschaffen werden: vier an der Universität des Saarlandes und drei an der Universität Luxemburg.

Zur Relativierung der Amerikanisierung der Popkultur

Obwohl die Popkultur in Europa durch Elvis, Fastfood und Western einen tiefgreifenden Wandel erfuhr, stellt sich doch die Frage, ob sie nach dem 2. Weltkrieg tatsächlich so stark amerikanisiert wurde, wie gemeinhin angenommen wird. Inwieweit haben sich die europäischen Länder untereinander beeinflusst, zum Beispiel Frankreich, Spanien, Großbritannien und Deutschland? Waren diese Einflüsse eventuelle bedeutsamer? Welche Rolle spielten mehrsprachige Länder wie Belgien, die Schweiz oder Luxemburg bei diesen Umwandlungen?

Die Forschergruppe wird sich dieser Fragestellungen annehmen und unter anderem über die Auswertung der Auflage und Adaptierung von Unterhaltungssendungen, Popmusik oder Jugendmedien versuchen, Antworten zu finden. Weiterhin stellt sich auch die Frage nach kultur- oder generationsbedingten oder gar wirtschaftlichen Vorbehalten, die den Austausch oder die Übersetzung von Kulturformaten oder -erzeugnissen gebremst oder ganz verhindert haben.

Insgesamt sollen sieben Fallstudien ausgewertet werden: Themenschwerpunkte der in Luxemburg bearbeiteten Projekte sind die Geschichte des Comics und der kommerziellen Radiosender (Europe 1 und Radio Luxemburg) sowie die Filmclubs. Das Augenmerk richtet sich hierbei sowohl auf die inhaltliche und formelle Ausgestaltung dieser Medien als auch auf ihre Produzenten und Konsumenten.

Ein interdisziplinäres, länderübergreifendes Projekt

Innovativ ist das Projekt in zweierlei Hinsicht: Einerseits wurde das Forschungsthema Popkultur lange Zeit von der Wissenschaft – zum Teil naserümpfend – verdrängt, und andererseits wurde es noch nie länderübergreifend und interdisziplinär bearbeitet. Durch den komparativen Ansatz kann man die Verläufe kritisch analysieren und die vielen Spannungsfelder herausarbeiten, die sich bezüglich der Auflagen-, Adaptierungs- oder Ablehnungsprozesse in einer Zeit ergeben, in welche die Entstehung des Massenkonsums von Erzeugnissen der Popkultur der ereignisreichen 1960er-Jahre fällt.