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Geschichtsforscher bei den FNR Awards 2021 ausgezeichnet

  • Fakultät für Geisteswissenschaften, Erziehungswissenschaften und Sozialwissenschaften (FHSE)
    Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History (C2DH)
    Universität / Zentralverwaltung und Rektorat
    22 Oktober 2021
  • Kategorie
    Forschung, Universität
  • Thema
    Geisteswissenschaften

Drei von sieben Auszeichnungen des Luxembourg National Research Fund (FNR), die herausragende Forschungsarbeiten anerkennen, gingen an Forschende der Universität Luxemburg.

Forschende des Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History (C²DH) erhielten den Outstanding Promotion of Science to the Public Award sowie den Outstanding Mentor Award. Darüber hinaus wurde Dr. Christa Birkel, die an der Fakultät für Geisteswissenschaften, Erziehungswissenschaften und Sozialwissenschaften promovierte, für die beste Dissertation ausgezeichnet.

Die FNR-Preisverleihung fand in der Maison des Arts et des Étudiants auf dem Campus Belval statt. Seit 2009 vergibt FNR die jährlichen FNR Auszeichnungen für herausagende Beiträge der luxemburgischen Forschungsgemeinschaft zur Wissenschaft. Die Auszeichnungen werden in vier Kategorien vergeben, wobei jede Auszeichnung mit 5 000 EUR dotiert ist:

  • Outstanding Promotion of Science to the Public
  • Outstanding Mentor
  • Outstanding PhD Thesis
  • Outstanding Scientific Achievement 

Die Geschichte führt den Tanz an: Universitätspreise gehen an die Geschichtsforschung

  • Outstanding Promotion of Science to the Public: Stefan Krebs und das REMIX Projektteam

Das Projekt “Remixing Industrial Pasts in the Digital Age: Sounds, Images, Ecologies, Practices and Materialities in Space and Time” untersucht die Industriegeschichte der Minett-Region. Das Projekt ist Teil von Esch2022, der Kulturhauptstadt Europas. Eine Gruppe von Historikern, Anthropologen und Designern erforschen Geschichten aus dem Minett, indem sie sich auf vernachlässigte Themen wie Umweltverschmutzung, Konsumgewohnheiten der Arbeiter, Wohnungsbau, Migration, sowie versteckte Personen-, Waren- und Informationsströme über die Grenze konzentrieren.

Die Projektergebnisse werden 2022 in einer virtuellen Ausstellung präsentiert. Durch den Einsatz von Public-History-Methoden wie Crowdsourcing und aufgezeichneten Interviews bindet das Projekt Bewohner der Region in die Forschung ein. Zu diesem Zweck veranstaltete das Team 2020 in Esch-sur-Alzette das Temporary History Lab. Bewohner haben persönlichen Quellen zum Kopieren bereitgestellt, ihre Lebensgeschichte in einem Interview festgehalten, eine Tonpostkarte sowie Selbstporträts gemacht.

Ein Höhepunkt des Labs ist die interaktive Videoinstallation Historical Voices from the Minett. Die Installation zeigt sechs persönliche Lebensgeschichten im Zusammenhang mit der Minett-Region. Basierend auf bestehenden und neuen Recherchen haben Historikern und Anthropologen die Geschichten verfasst, die dann vertont wurden und durch Bilder aus lokalen Archiven begleitet wurden. Die Videoinstallation, in der mehrere regionale Sprachen vertreten waren, fand sowohl bei Einheimischen als auch bei Besuchern Anklang.

Stefan Krebs is Assistant Professor für Zeitgeschichte am C²DH. Er promovierte in Technikgeschichte an der Universität RWTH Aachen. Seine Forschungsinteressen liegen in der Kulturgeschichte des Ingenieurwesens, des Automobils und des Designs sowie der Reparaturgeschichte.

 

  • Best Thesis Award: Christa Birkel

Dr. Christa Birkel promovierte im Rahmen des FNR-geförderten Forschungsprojekts „LUXDYNAST” – Europe and the House of Luxembourg – Governance, Delegation and Participation between Region and Empire (1308 –1437)“. Sie erhielt den Preis Excellent Thesis Award 2020 der Doctoral School in Humanities and Social Sciences.

Ihre Dissertation beschäftigt sich mit Elementen von Macht und Herrschaft. Während die Mittelalterforschung ein eindimensionales Verständnis der Herrschaft im 19. Jahrhundert erbte, ist heute bekannt, dass Machtverhältnisse im Mittelalter weitaus komplexer und interaktiver waren, als frühere Forschergenerationen vermuteten. Mit einem Werkzeugkasten soziologischer, politologischer und historischer Konzepte und Ansätze ist es nun möglich, die Funktionsweise von Herrschaft im Mittelalter genauer zu beschreiben.

Das spätmittelalterliche Herzogtum Luxemburg stellt ein spannendes Feld zur Untersuchung und Erprobung dieser neuen Analysewerkzeuge dar. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts nahm die Vernetzung der Grafen von Luxemburg und deren Einbindung in größere Bezugsrahmen deutlich zu. Neben diesem metaregionalen Ansatz musste die Dissertation auch für Luxemburg selbst ein mehrstufiges politisches System aufbrechen: Seit 1388 wurde das Herzogtum von wechselnden Pfandberechtigten regiert und war damit von einem dualistischen Herrschaftssystem geprägt. Die Dissertation hinterfragte unter anderem die Gestaltung von Politik zwischen Kooperation und Konkurrenz, die Beteiligungsmöglichkeiten lokaler Eliten und die Bedeutung konsensualer und autoritärer Verfahren.

  • « Outstanding Mentor » : Andreas Fickers

Diese neu eingeführte Auszeichnung belohnt außergewöhnliches Mentoring, ein solches in dem ein Doktorvater oder eine Doktormutter die berufliche- und Karriereentwicklung des Doktoranden unterstützt, sowie positive Forschungswerte übergibt und ein vielfältiges und integratives Forschungsumfeld fördert. Prof. Andreas Fickers ist seit 2016 Direktor des Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History (C²DH). Er promovierte 2002 an der Universität RTWH Aachen.

Mehrere seiner Doktoranden haben ihn ohne sein Wissen für diesen Preis nominiert. „Mit Andreas zu arbeiten ist wie eine Partie Tennis zu spielen“, sagt Aurélia Lafontaine, eine seiner Doktorandinnen. „Er greift jede deiner Ideen auf, gibt wertvolle Kommentare und lässt dich dann deinen Vorschlag überdenken.“ Oder wie Dominique Santana es formuliert: „Für Andreas, wenn man sein Bestes gibt und dabei ehrlich zu sich selbst ist, kann man in der Forschung nicht scheitern.“

“Der Kern der akademischen Forschung sind die Menschen, und wenn man sich nicht um die Menschen kümmert, wird man sich auch nicht für ihre Forschung interessieren”, sagt Andreas Fickers. “Ich bin gerührt und fühle mich geehrt, der erste Empfänger eines neuen Preises zu sein, mit dem die FNR die Förderung der Wissenschaft, aber auch die Bedeutung von Mentoring für die Förderung der Wissenschaft würdigt.”

Der Livestream der Veranstaltung ist auf der FNR-Website.

Copyright: Olivier Minaire