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Projekt Working, Yet Poor erhält H2020 Förderung von 3,2 Millionen EUR

  • Fakultät für Recht, Wirtschaftswissenschaften und Finanzwirtschaft (FDEF)
    Universität / Zentralverwaltung und Rektorat
    14 November 2019
  • Kategorie
    Forschung, Universität
  • Thema
    Rechtswissenschaft

Dem gesamteuropäischen Forschungsprojekt Working, Yet Poor (WorkYP-Projekt) wurden kürzlich im Rahmen des EU-Programms Horizont 2020 Fördermittel in Höhe von 3,2 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre zugesichert. Bei dem WorkYP-Projekt werden die sozialen und rechtlichen Gründe untersucht, warum nach wie vor immer mehr EU-Bürger trotz Erwerbstätigkeit gefährdet sind, unterhalb der Armutsgrenze zu leben.

Im Jahr 2017 waren fast 10% der erwerbstätigen Bevölkerung der EU von Armut bedroht. Das entspricht etwa 20,5 Millionen EU-Bürgern. Neben sozialer Ausgrenzung, Unterschieden und Ungleichheit gefährdet Armut trotz Erwerbstätigkeit auch ein grundlegendes und wesentliches Merkmal der EU-Staatsbürgerschaft: die Aussicht auf ein menschenwürdiges Leben. Zur Umkehrung dieser Entwicklung sind staatliche Maßnahmen erforderlich. Allerdings müssen erst die Ursachen verstanden werden, bevor das Problem angegangen werden kann. Das WorkYP-Projekt will das Verständnis stärken und für zielgerichtete und verbesserte staatliche Maßnahmen sorgen.

„Die Länder ergreifen bestimmte Maßnahmen, um Armut trotz Erwerbstätigkeit zu verhindern, aber es gibt keinen festgelegten Ansatz zur Verringerung oder Beseitigung. Die EU-Mitgliedstaaten benötigen – individuell und gemeinschaftlich – ein besseres Verständnis des Problems, ein Verständnis, das auf sachbezogenen Daten beruht und es ihnen ermöglicht, das Problem zu kontrollieren und erfolgreich dagegen vorzugehen“, sagt Luca Ratti, Koordinator des WorkYP-Projektes und Associate Professor für Europarecht und vergleichendes Arbeitsrecht an der Universität Luxemburg.

Die Verteilung der Armut trotz Erwerbstätigkeit fällt in Europa sehr unterschiedlich aus, was auf unterschiedliche soziale und rechtliche Systeme oder Maßnahmen zur Armutsbekämpfung zurückzuführen ist. Beispielsweise waren in Luxemburg im Jahr 2018 13,4% der erwerbstätigen Bevölkerung von Armut bedroht, in Belgien waren es 5,2%. Die Gründe für diese Unterschiede wurden noch nicht ausreichend untersucht. Daher werden im Rahmen des WorkYP-Projekts sieben repräsentative Länder mit unterschiedlichen Sozial- und Rechtssystemen (Luxemburg, Belgien, Deutschland, Italien, die Niederlande, Polen und Schweden) analysiert, um das Problem zu dokumentieren und Best-Practice-Lösungen zur Bekämpfung der Armut trotz Erwerbstätigkeit in allen Systemen vorzuschlagen.

„Wenn in einem bestimmten Land 10-15% der Arbeitnehmer an oder unter der Armutsgrenze leben, dann tragen dort die Arbeitsgesetze nicht zum Schutz der Bürger bei, und der sozioökonomische Zusammenhalt ist gefährdet. Mit dieser Studie wollen wir die EU-Mitgliedstaaten und die EU als Ganzes dabei unterstützen, ihre Politik und ihre regulatorischen Maßnahmen gezielter einzusetzen“, erklärt Ratti.

Im Rahmen des WorkYP-Projekts wurden bestimmte Personengruppen ermittelt, bei denen ein höheres Risiko für Armut trotz Erwerbstätigkeit besteht und auf die sich die Analyse konzentrieren wird. Hierzu zählen Niedriglohnarbeiter, Selbständige, Personen mit befristeten oder flexiblen Arbeitsverträgen sowie Gelegenheitsarbeiter oder „Null-Stunden-Arbeiter“. Da Frauen häufiger in Niedriglohnberufen beschäftigt sind oder mit ungleichen Arbeitsbedingungen zu kämpfen haben, werden bei der Untersuchung die Zusammensetzung der Haushalte und das Einkommen berücksichtigt.

Grenzüberschreitendes Projekt unter luxemburgischer Leitung

Associate Professor Luca Ratti wird ein multinationales und interdisziplinäres Forschungsteam leiten, das sich aus Forschern von acht europäischen Universitäten (Frankfurt, Bologna, Leuven, Rotterdam, Tilburg, Danzig und Lund) sowie drei in Europa tätigen Institutionen für soziale Rechte zusammensetzt. Conchita D’Ambrosio, Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Luxemburg, unterstützt das Projekt mit ihrer Expertise im Bereich Armut und soziale Exklusion. Die Universität Luxemburg genießt einen hervorragenden Ruf als effektives Zentrum für multidisziplinäre Forschungsprojekte mit praktischen Auswirkungen und wurde deswegen für die Koordination des WorkYP-Projekts ausgewählt.

Das Projekt hat konkrete Auswirkungen für den Einzelnen, sagt Luca Ratti: „Die EU-Staatsbürgerschaft sollte das Recht auf ein menschenwürdiges Leben garantieren; dennoch sind in der EU nach wie vor täglich Millionen von Bürgern von Armut trotz Erwerbstätigkeit betroffen. Um dieses dringende Problem in der Praxis anzugehen, müssen wir europaweite und multidisziplinäre Forschungspartnerschaften fördern, um Lösungen zu finden. Ein singulärer Ansatz wird mit Sicherheit scheitern. Das WorkYP-Projekt basiert auf der Zusammenarbeit einer Gruppe von Sozial- und Rechtsexperten, um das Problem gründlich zu analysieren und anschließend realistische Maßnahmen vorzuschlagen, mit denen die Zahl derjenigen, die in der EU trotz Erwerbstätigkeit von Armut betroffen sind, verringert werden kann“.

© Universität Luxemburg / Michel Brumat