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Frühkindliche Bildung und Betreuung in Luxemburg

  • Universität / Zentralverwaltung und Rektorat
    17 Mai 2023
  • Kategorie
    Forschung, Universität

Besuch und Assoziationen mit Schulleistungen

Die Strukturen der frühkindlichen Betreuung und Bildung (FBBE), zu denen beispielsweise Kindertagesstätten („Crèches“) und Früherziehung („Education précoce“) gehören, haben das Potenzial, Ungleichheiten in den Schulleistungen zu verringern. Dies ist eines der Ergebnisse eines Berichts des Luxembourg Centre for Educational Testing (LUCET) der Universität, der den Besuch von FBBE-Einrichtungen und deren Zusammenhang mit schulischem Lernen analysiert.

Luxemburg mit seiner sehr vielfältigen Bevölkerung steht mit dem mehrsprachigen Unterricht vor großen Herausforderungen. In dem Bericht betonen die Forscher, wie wichtig es ist, die Grundlage für die Alphabetisierung durch eine sprachliche Kontinuität zwischen frühkindlicher Bildung und Betreuung sowie  der anschließenden Schulzeit zu stärken. Dies kann durch die Förderung der Alphabetisierungssprache in der FBBE sowie durch die Förderung der mehrsprachigen Erziehung in der formalen Bildung (z. B. internationale Schulen oder Alphabetisierung auf Französisch) geschehen.

Die Autoren betonen außerdem die Notwendigkeit einer gründlicheren Datenerhebung zur Sprachqualität und -praxis auf FBBE-Ebene, um die Auswirkungen der FBBE-Strukturen auf die Entwicklung des Kindes weiter zu untersuchen.

Der LUCET-Bericht, der von Dr. Caroline Hornung koordiniert wurde, stützt sich auf drei Thematiken:

Die Frequentierung der FBBE-Einrichtungen

Der Besuch der FBBE-Einrichtungen ist insgesamt hoch: Mehr als die Hälfte der Schüler des Zyklus 2.1 besuchten eine Kindertagesstätte und die Früherziehung, fast ein Drittel nur eine Kindertagesstätte und 18% nur die Früherziehung. Im Durchschnitt besuchten drei Viertel (76%) der Schüler die FBBE zwischen 10 und 40 Stunden pro Woche.

Unter den sozioökonomisch benachteiligten Familien war kein Unterschied im Besuch der FBBE zu beobachten. Unter den Kindern aus sozioökonomisch begünstigten Familien verbrachten diejenigen, die zu Hause Portugiesisch oder Französisch sprachen, mehr Stunden pro Woche in der FBBE als ihre Altersgenossen, die zu Hause Luxemburgisch sprachen. Bei den Kindern, die zu Hause Luxemburgisch sprechen, sinkt der Besuch mit einem höheren sozioökonomischen Status der Eltern.

Luxemburgisch ist nach Angaben der Eltern die vorherrschende Sprache in der FBBE, und es ist eine Zunahme der Kombination von Luxemburgisch und Französisch innerhalb der FBBE-Einrichtungen zu beobachten.

Zusammenhang zwischen dem Besuch der FBBE, dem familiären Hintergrund und den schulischen Leistungen.

Die wichtigste Erkenntnis ist, dass sowohl die nicht formale (Tagesstätte) als auch die formale (Früherziehung und Zyklus 1) FBBE-Struktur geringe bis moderate positive Auswirkungen auf die Leistungen in den drei Lernbereichen Hörverstehen auf Luxemburgisch, Vorläufer des Leseverstehens, und Mathematik haben. Die Besuchsintensität hat unterschiedliche Auswirkungen auf portugiesischsprachige und luxemburgische Kinder – nur portugiesischsprachige Kinder scheinen von einer höheren Besuchsintensität der Kindertagesstätten zu profitieren.

In allen Lernbereichen ist eine bessere Leistung zu beobachten, wenn die Kinder die Kintertagesstätte und die Früherziehung besucht haben. Allerdings zeigen die Daten auch einen negativen Zusammenhang zwischen den Schulleistungen der Kinder und der Zyklusverlängerung in Cycle 1. Diese Ergebnisse erfordern Überprüfung dieses in Luxemburg häufig verwendeten Verfahrens.

Unterschiede in den Hörverstehensleistungen in Luxemburgisch und Deutsch nach Sprachgruppen

Im Vergleich zu Kindern, die zu Hause Luxemburgisch sprechen, erzielen Kinder, die zu Hause Französisch oder Portugiesisch sprechen, schlechtere Ergebnisse beim Hörverstehen im Luxemburgischen. Dieser Unterschied ist beim Hörverständnis in Deutsch noch ausgeprägter. Diese Ergebnisse sind für alle Kinder unabhängig vom sozioökonomischen Hintergrund der Familien zu beobachten. Somit gilt der Transfer vom Luxemburgischen ins Deutsche nicht für alle Kinder.

Den Bericht herunterladen

Die Stichprobe der Studie repräsentiert mehr als 45.000 Schüler des Zyklus 2.1. Die Forscher griffen auf Daten aus dem nationalen Schulmonitoring “Épreuves Standardisées” (ÉpStan) von 2015 bis 2022 zurück, einschließlich der Leistungsdaten der Schüler der Stufe 2.1 in den drei bewerteten Lernbereichen (Hörverstehen auf Luxemburgisch, Vorläufer des Leseverstehens und Mathematik). Die Forscher nutzten auch Daten aus Fragebögen für Schüler und Eltern. Seit 2022 wird in einem neuen Test das Hörverständnis in Deutsch gemessen.

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