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Uni für gleichmäßige Geschlechterverteilung in der Wissenschaft

  • Fakultät für Naturwissenschaften, Technologie und Medizin (FSTM)
    Universität / Zentralverwaltung und Rektorat
    11 Februar 2020
  • Kategorie
    Forschung, Universität
  • Thema
    Informatik & IKT

Der 11. Februar ist Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft. Er wurde ins Leben gerufen, um auf die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in den MINT-Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) aufmerksam zu machen. Im akademischen Jahr 2018/2019 waren 1689 Studierende an der Fakultät für Naturwissenschaften, Technologie und Medizin (FSTM) der Universität Luxemburg eingeschrieben. Davon waren 541 (32%) Frauen.

Obwohl die geschlechtsspezifischen Unterschiede weiterhin bestehen, feiert die Universität Luxemburg ihre weiblichen Studierenden und Mitarbeiterinnen und ermutigt mehr Frauen, wissenschaftliche Studien- und Forschungsbereiche zu erkunden.

Prof. Catherine Léglu, Vizerektorin für akademische Angelegenheiten, sagt: „An dieser Universität haben Frauen die gleichen Chancen im Studium der Wissenschaften, Mathematik und Ingenieurwissenschaften, aber das Verhältnis zwischen Frauen und Männern bleibt eine große Herausforderung. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass diese Fächer oft als männerdominiert wahrgenommen werden und für weibliche Kandidaten weniger attraktiv sind. Eine unserer Prioritäten ist es, das Image der MINT-Fächer in der Gesellschaft neu zu bewerten“.

Interview mit Amal Tawakuli – Forscherin in der Informatik

Amal Tawakuli erhielt kürzlich den 2019 Zonta Women for Technology Scholarship, der ihre bemerkenswerte Karriere im Bereich der Wissenschaft auszeichnete. Tawakuli ist Doktorandin im Fachbereich Informatik an der FSTM unter der Leitung von Prof. Thomas Engel. Zuvor arbeitete sie als Software-Ingenieurin in der Cloud-Computing-Branche. In einem Interview spricht sie darüber, wie es ist, in einem hauptsächlich von Männern dominierten Bereich zu studieren und zu arbeiten und überlegt, wie man die Kluft zwischen den Geschlechtern schließen könnte:

Warum haben Sie sich für ein Informatikstudium entschieden?

Mich begeistert, wie uns die Informatik in die Lage versetzt, Wissen anzuwenden, um konkrete Lösungen zu schaffen. Es geht nicht um das Auswendiglernen, sondern um die Anwendung und Problemlösung, wodurch man selbst einzigartigen Fähigkeiten entwickelt.

Was erforschen Sie?

Meine Forschung ist eine praktische Untersuchung im Bereich Big Data (Massendaten). Ich untersuche die Verteilung des Datenaufbereitungsprozesses und die Nutzung von Edge-Computing, um die Kosten und Ressourcen zu reduzieren, die für den Erhalt von Qualitätsdaten erforderlich sind. Mein aktuelles Thema sind große Fahrzeugdaten, insbesondere Sensordaten. Zu einem späteren Zeitpunkt will ich Datenverzerrung und Fairness in der Künstlichen Intelligenz untersuchen, um die Unterschiede in der Modellleistung, insbesondere zwischen den Geschlechtern, zu beseitigen.

Bevor Sie eine Karriere in der Forschung verfolgten, arbeiteten Sie als Software-Ingenieurin in der Industrie. Hatten Sie als Frau dort besonders mit Herausforderungen zu kämpfen und wie haben Sie diese bewältigt?

Es gab immer diesen anfänglichen Zweifel meiner Fähigkeiten; ich erinnere mich an einen Fall, bei dem ich die einzige Person in der Gruppe war, die ein Problem löste. Doch statt Lob zu erhalten, sah ich nur schockierte Gesichter. Während meine männlichen Kollegen Zuspruch wie „Ich weiß, dass Sie das können, ich vertraue Ihren Fähigkeiten“ erhielten, wurde mir gesagt „Sie haben Glück, hier zu sein“. Es ist ein männerdominierter Bereich, und Frauen haben nicht viel Mitspracherecht bei der Gestaltung der Arbeitsumgebung und der Kultur. Frauen müssen härter arbeiten, um sich zu beweisen, und genau das habe ich getan und mir schließlich durch meine Arbeit und meine Leistungen Vertrauen erworben. Ich blieb konzentriert und ließ mich nicht von Stereotypen und Vorurteilen davon abhalten, meine Ziele zu verfolgen.

Heute bin ich stolz darauf, Mitglied des SECAN-Labors unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Engel zu sein, der mich vom ersten Tag an ermutigt und unterstützt hat. Mit ihm ist es eine ganz andere Erfahrung, da ich gleichbehandelt und respektiert werde.

Was kann man tun, um die Geschlechterlücke in den MINT-Bereichen zu schließen?

Dies ist ein komplexes globales Problem; es gibt viele Initiativen innerhalb und außerhalb Luxemburgs, die sich damit befassen – das muss man anerkennen – aber es muss noch mehr getan werden. Zonta International vergibt beispielsweise Stipendien an Frauen, die eine Karriere im Technologiebereich anstreben. Die Stipendien bieten Unterstützung und schaffen Vorbilder für nächste Generationen. Es ist eine neue Initiative, die bereits eine positive Wirkung hat. Wir müssen ein neutrales Umfeld schaffen, in dem alle unabhängig ihres Geschlechts oder anderen Eigenschaften wachsen und den gleichen Respekt genießen können. Dies wird Frauen für den Bereich gewinnen, weil sie sich in einer Umgebung wiederfinden, in der sie sich wohl fühlen und geschätzt werden. Einen bedeutenden Wandel könnte außerdem die Besetzung von Spitzenpositionen mit Frauen bewirken, wie z.B. Professorinnen in der Informatik, die ein gesundes Gleichgewicht von Perspektiven schaffen, Innovationen anregen und größere Vielfalt mit sich bringen.